Am Sonnabend setzten wir wieder Fuß auf die Nordinsel. Nach etwa dreieinhalbstündiger Fährfahrt kamen wir gegen Vier in Wellington an. Verließen wir die schöne Südinsel in Picton bei trist grauem Abschiedswetter, setzte uns die Bluebridge-Fähre, größer und um Einiges moderner als die Fähre auf unserer Fahrt in Richtung Süden vor vier Monaten, in einem sonnigen Hauptstadt-Nachmittag wieder ab. Die Fahrt war ruhig, nur ab und an mal dickere Wellen, die das Riesenwassergefährt etwas stärker zum Schauklen brachten, aber gut verträglich. Gab ein Restaurant, Kino-Plätze, große Beobachtungsfenster und mehrere Außendecks. Wir haben eigentlich nur da gesessen, die meiste Zeit draußen, still und nachdenklich beobachtet wie die wolkenverhangene Südinsel an Größe abnahm, der Himmel blauer wurde und die ersten sachten, hellgrünen Hügel der Nordinsel wieder in Sicht kamen. Die Inseln unterschieden sich wirklich, schon aus der Ferne. Als ich über die Reling auf die Meeresoberfläche blickte, sprang plötzlich ein Delfin heraus, tauchte wieder ab und zeigte sich nicht noch einmal. Auch ein paar Albatrosse zogen Kreise in einiger Entfernung. Tja, und schon liefen wir in den sonnigen Hafen Wellingtons ein. Wir holten Joy aus dem Bauch der großen Fähre und befanden uns wenig später zwischen Glasfronten riesiger Geschäftshochhäuser mitten im regen Hauptstadtverkehr. Vom idyllischen Picton und den ruhigen Sounds ab ins moderne Großstadtleben Wellingtons. Per SMS hatten wir mit Hana schon während der Fährfahrt ausgemacht uns noch am selben Abend zu treffen, besser gesagt waren wir auf ein Lasagne-Dinner zu ihr und ihrer Familie eingeladen. Wir freuten uns, die drei noch einmal wiederzusehen! Hana, Jiri und Sohn Alex hatten uns bereits auf unserem Weg in den Süden für eine ganze Woche sehr gastfreundlich bei sich aufgenommen, uns förmlich mit ihrer guten tschechischen Kost und allerlei Spezialitäten aus ihren Schokoladenshops gemästet, mit uns Ausflüge unternommen und sehr gemütliche Abende verbracht. Nun schrieb Hana kurz nach unserer Fähr-Ankunft, dass sie noch an der Oriental Bay, einem von Wellingtons Stadtstränden, seien, welche wir darauf sogleich ansteuerten. Wir freuten uns, begrüßten uns, unterhielten uns über all das, was seit unserem letzten Treffen geschehen war. Vier Monate war es genau her – noch vor Weihnachten seit unserem ersten Besuch, stellte Hana überrascht fest. Und wieder hatte ich eine Schürfwunde auf der Nase. Dieses Mal war es aber kein nächtlicher Anschlag meines Buches, sondern die Kopflampe beim Schlafanzuganziehen vor einigen Tagen. Wellingtons Hafen wurde an diesem ruhigen, milden Abend von der untergehenden Sonne in goldgelbe Töne getaucht. Ein schöner Abend! Und Wellington war durchaus eine schöne Stadt, mit ihren vielen Buchten und Stränden entlang der Hafenlinie. Gegen Sechs fuhren wir alle zusammen zum Haus der drei, bekamen sofort den Parkplatz unterm Vordach für Joy angeboten, was so etwas wie eine unausgesprochene Einladung zum Übernachten darstellte. Wir besorgten mit Jiri und Sohnemann auf den Schultern noch ein paar Flaschen Wein zum Anstoßen und fanden uns zum Dinner im gemütlichen Wohnzimmer ein. Hanas Lasagne war lecker, Jiris verschieden gefüllte Makronen aus dem Schokoladen (Schokoladen-Laden…
) ebenso. War toll zu hören, dass das Geschäft mit den süßen Leckereien immer besser lief. Tja, und hätten Wolfi und ich mehr Zeit gehabt, würden wir nun als Schoko-Arbeiter Ostereier umwickelnd in einem der Shops stehen!
Bestimmt noch besser als Weintrauben zu naschen… Nächstes Mal dann! Der Abend ging schnell vorüber, drei Weinflaschen geleert. Auch dieses Mal bestanden Wolfi und ich wieder darauf, in unserem Auto zu schlafen, wollten nicht zu viele Umstände machen.
Am Sonntagmorgen betraten wir das Haus und wurden glatt von einem lieblichen Duft nach frischen Croissants empfangen. Jiri servierte uns einen ganzen Berg krosser Blätterteighörnchen! Oh, war das gut! Endlich mal kein Wabbeltoast! Hana sah es uns an und packte uns die restlichen Croissants ein! Nachdem wir noch ein wenig „Ice Age 3“ mit Alex geschaut und große Schlösser und Tunnel für seine Eisenbahn gebaut hatten, verabschiedeten wir uns am Vormittag von den drei lieben Menschen, Hana, Jiri und Alex. Sind gespannt, ob das nächste Treffen in Deutschland oder Neuseeland statt finden würde. War wieder toll bei und mit ihnen. Wir wären gern noch einige Tage geblieben, aber die Zeit drängte langsam… Westküste, Tongariro, Auckland und Autoverkauf… Am Nachmittag erreichten wir Paekakariki – schwieriger Name, aber hübscher Ort an der Kapiti Coast. Wir fuhren in den großen Park, welcher direkt an die Dünen, den Strand und das Meer angrenzte. Genau gegenüber lag Kapiti Island, eine unberührte Insel, für deren Besuch man sogar erst eine Sondergenehmigung einholen muss. Ich spazierte bei bewölktem Himmel über den von Muscheln übersäten Sandstrand, auf dem nur vereinzelt andere Menschen spazieren gingen, hörte dem Rauschen des Meeres zu, entdeckte in der Ferne sogar noch die Südinsel, die heute anscheinend blauen Himmel abbekommen hatte. Wir kochten Eier und beobachtete wie sich die Sonne langsam senkte, in der Ferne zwischen den am Horizont auflockernden Wolken aufblitzte. Den Sonnenuntergang sahen wir uns vom Park aus an. Ein schmaler Spalt Himmel zwischen der dichten Wolkenfront und dem Meer erlaubte uns zu sehen, wie der große, feuerrote Sonnenball scheinbar direkt in das Meer abtauchte. Westküste bedeutete Sonnenuntergänge! Davon würden wir bis Auckland noch einige erleben!
Laut Reiseführer gab es eine lohnenswerte Straße auf die Hügel ins Hinterland, von denen man die gesamte Kapiti-Küste überblicken konnte. Um diese Aussicht nicht erst im kompletten Dunkel zu erwischen, sprangen wir sofort ins Auto und schlängelten uns durch die Berge hinauf bis an den Lookout-Parkplatz. Die brechenden Wellen zogen eine weiße Linie entlang der langen Küste, sämtliche Lichter der Strandorte funkelten schon, der Horizont leuchtete noch rötlich, Kapiti-Island lag dunkel im Meer. Toller Ausblick und dazu Croissants mit Ei, Käse und Salami. Schon vor Sieben war es dunkel. Immer kürzer die Tage. Wir fuhren wieder hinab auf den Highway 1, der übrigens vom Nordzipfel der Nordinsel bis ganz in den Süden der Südinsel führt, und fuhren noch wenige Kilometer weiter bis an den Raumati Beach von Puraparauma. Die Namen sämtlicher Plätze nahmen im Norden wieder mehr und mehr Maori-Klänge an und überhaupt fuhr man fast direkt von einem Ort in den nächsten. Alle paar Kilometer eine Ansiedlung oder gar eine Stadt, mit McDonalds, hundert anderen Fast Food Ketten, Unmengen an Tankstellen und schicken Shops. Da wir das aus dem Süden irgendwie so nicht mehr gewohnt waren, landeten wir am Ende unseres ersten Tages Nordinsel nicht wirklich weit entfernt von Wellington. So würden wir bis ersten Mai nicht in Auckland ankommen!
Aber Raumati Beach, ein kleiner Strandort mit hübschen Lädchen, gepflegter Promenade, einem großen Spielplatz, der auch uns begeisterte, und vielen hübschen Picknick-Plätzen direkt an den Dünen, war ein super Ort zum Übernachten. Ganz legal durften wir dort sogar stehen, sind Eis essend im Dunkeln noch durch den Ort und über die Promenade geschlendert. War wieder ein wunderbar milder Abend am Meer.
7.30 Uhr erwachten wir heute, blickten durch die Frontscheibe direkt auf Kapiti Island und das Meer. Es war bewölkt, aber noch immer mild. Meinen Kaffee habe ich mit auf einen Strandspaziergang genommen während Wolfi am Laptop und der Gitarre saß. Viele Möwen, große und kleine, graue und weiße, standen einbeinig auf dem abgeebbten Meeresboden, Boote wurden zu Wasser gelassen, ab und an grüßten andere Spaziergänger. Erholsam und ziemlich ruhig, sicher weil die Hauptsaison des Strandortes nun bereits vorüber war. Nachdem wir durch die Läden des Ortes geschlendert waren, dabei mal wieder etwas Geld losgeworden waren, brachen wir gegen Mittag auf. Kurzer Stopp im benachbarten Lindale Park, wo Kapiti Spezialitäten, insbesondere Käse und Eis, verkauft wurden und eine kleine Galerie zu besichtigen war, in der wir sogar eine Gitarre einer der Künstlerinnen probespielen durften. Entlang der Kapiti Coast bummelten wir weiter nach Norden. Da der Highway nicht direkt an der Küstenlinie entlang führte, machten wir einen weiteren Abstecher zum Waikanae Beach, wo wir unter hohen Nadelbäumen ein dickes Schwingseil entdeckten, das uns daraufhin etwas beschäftigte. Dann ging es weiter, wieder bloß kaum 10km: Halt in Otaki. Wir fragten zum fünften oder sechsten Mal in einer der Werkstätten am Wegesrand nach Ölwechsel und erhielten hier das beste Angebot: nur 70 NZD für Ölwechsel inklusive Filter innerhalb von 30min! Joy dankte es uns und dem netten, schnellen Mechaniker auch. Direkt gegenüber bei Firestone noch ein Erfolg: für nur 54 NZD ein gebrauchter Reifen inklusive Aufziehen binnen 10min! Genau der fehlte noch. Hatten ja schon seit den Catlins im Süden immer wieder Luft auf dem ältesten Reifen verloren. Nun war Joy binnen nicht ganz einer Stunde und für wenig Geld voll fit! Wollten sie eigentlich noch kärchern, wurden aber an keiner Tanktselle fündig! Vielleicht morgen! Wir brauchen schließlich Fotos einer glänzenden Joy für die Verkaufsflyer. Wird langsam ernst! Auch das weiße Klebeband für die „For Sale“ Aufschrift (Heckscheibe) haben wir heute besorgt… :-/ Unser Australien-Visum haben wir schon erhalten, Dubai-Hotel-Bestätigung ebenfalls… Geht auf’s Ende zu. Gegen Vier kamen wir ratlos in Levin an. Eigentlich wollten wir Vivian noch einmal besuchen und hier waren wir nun so nahe an seinem Ort wie wir es sonst nicht mehr sein würden. Wir riefen mehrfach an, doch nahm niemand ab. Da wir auch noch einmal in den Tongariro Nationalpark wollten, wo das Wetter in den kommenden drei Tagen gut sein sollte, entschieden wir schließlich weiter zu fahren. Schade, dass wir somit Vivian und Suzy in ihrem Paradies nicht noch einmal antreffen würden. Zum Abendbrot starteten wir kurz nach Fünf eine große Nudel-Kochaktion (auch sämtliche Vorräte werden so nach und nach zielstrebig vernichtet…) am Highwayrand. Neben uns eine typisch nordinslische Kuhweide, hinter welcher kurz vor Sechs bereits die Sonne unterging. Sah schön aus! Und schon dämmerte es wieder! Wir fuhren weiter, durchquerten – nun ohne überall anzuhalten – kleinere und größere Orte, erhaschten erste Blicke auf den kegelförmigen Vulkan Mt. Taranaki (auch Mt. Egmont), der langsam von der Dämmerung verschluckt wurde und erreichten gegen Acht Wanganui, eine größere, relativ alte Stadt am Whanganui River. Ja, hier gibt es ein McDonalds mit Internet.
(Überall wo man Menschen im Internet surfen sieht, ist die Facebook-Seite auf… Mutter und Tochter an getrennten Computern auf Facebook… Scheint ja wirklich jeder drin zu sein!) Haben Vivian gleich als erstes von unseren vergeblichen Kontakt-Versuchen sowie Besuchsabsichten per Mail berichtet und erhielten prompt eine Antwort. Er war im Garten, Suzy an der Arbeit. Leider Anrufe verpasst! Schade! Er schrieb außerdem, der Garten mache sich prima, allen ginge es gut! Das freut uns!
So, morgen schauen wir uns die Stadt hier mal an und dann geht es ab ins Landesinnere. Haben da was vor! Lest bald wieder von uns!
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