Hier nun der ausführliche Bericht zu all dem, was seit New Plymouth nahe Vulkandame Taranaki geschehen ist… gaaaaaaaaaanz viel…
Am Sonntag sind wir gegen Zwei in Richtung Norden aufgebrochen und auch auf dieser Fahrt bezauberte uns die Westküste Neuseelands noch einmal. In Tongaporutu beispielsweise gab es an einer Flussmündung einen herrlichen Strand mit Steilklippen, Watt, einer schmalen Brücke und niedlichen, bunten Fischerhäuschen umrahmt von Urwald zu sehen. Immer wieder boten sich sehr schöne Ausblicke. Wir fuhren statt Highway wieder entlang einer zum Teil unbefestigten Straße in Küstennähe durch den beginnenden Regen und erreichten kurz vor Sonnenuntergang einen abgelegenen, einsamen Strand, der uns von den Dortmunder Jungs aufgrund seines besonderen Zuganges empfohlen wurde. Ein ca. 50m langer, handgegrabener Tunnel führte vom Parkplatz durch eine Felsenwand auf einen blau-schwarzen Sandstrand mit interessanten Felsformationen. Einige Wolken verdeckten die Sonne beim Versinken, doch war das Lichtspiel zuvor wunderschön. Im Dunkel fuhren wir noch weiter bis Marokopa, einem kleinen Dörfchen am Meer, wo wir auf einem einsamen Parkplatz zwischen den letzten Häuschen des Ortes an der Bootsrampe unseren Schlafplatz fanden. Haben uns die Zeit mit dem neuseeländischen Kartenratespiel vertrieben und sind bereits halb Zehn ins Bettchen geklettert. Hatten uns aufgrund der neuseeländischen Filmkulisse vorgenommen endlich doch mal „Herr der Ringeg zu schauen, aber schon nach wenigen Sekunden fielen mir die Augen zu und auch Wolfi konnte sich für den Fantasy-Film einfach nicht begeistern. In der Nacht brach ein Sturm über uns. Heftigster Regen peitschte immer wieder anfallsweise gegen Joys Seite. Es prasselte schrecklich, trommelte und schüttelte das Auto hin und her. Wir fürchteten schon davon zu fliegen oder überflutet zu werden, so unheimlich klang das Treiben draußen!
Doch auch am Morgen des Montags standen wir noch unversehrt auf unserem Platz. Die Regen-Sturm-Ausbrüche hielten an. Ab und an gab es kurze Pausen der Stille, die ganz plötzlich das wilde Treiben ablösten. Solch einen Moment passten wir ab um aufzustehen und uns abfahrtbereit zu machen. Nichts wie weg! Tatsächlich besserte sich das Wetter nach wenigen Kilometern. Wir besuchten nacheinander mit jeweils kurzen Urwaldspaziergängen die Marokopa Falls, die Piripiri Höhle sowie die Mangapohue Natural Bridge. Letztere beeindruckten uns sehr. Im Dschungeldickicht folgten wir einem Bächlein während plötzlich Felswände aufragten, die noch etwas weiter über dem Fluss von beiden Seiten schlossen und eine riesige Steinbrücke bildeten. Eigentlich würde die Bezeichnung Höhle es besser zutreffen. Es war dort so ruhig und der Klang zwischen diesen hohen Felsgebilden so rein, da hätte man glatt Stunden verbringen können. Doch Wolfi wollte weiter, er hatte es eiliger als ich mit dem Autoverkauf, wollte endlich nach Auckland. Nächster Stopp an den Waitomo Caves. Diese zählen zu einer von Neuseelands Hauptattraktionen, sind nur mittels geführten Touren zu besuchen und das ist mal richtig teuer. Abseiling, Rafting, Boot fahren, Glühwürmchen, Klettern und Waten… kann man gegen das nötige Kleingeld dort alles erleben. Schon vor dem Anblick des riesigen, neu gebauten Info-Buchungsschalters inmitten der Landschaft war uns klar, dass wir keines der Angebote annehmen würden. Hatten auf unserem Weg mehrfach Höhlen besucht, wenn auch kleiner als die berühmten Waitomo Caves, immerhin zumeist auf eigene Faust. Sind bloß einmal durch die Waitomo-Besucherrudel, Shops und Video-Säle geschlendert. Weiter ging unsere Fahrt gegen Eins während die Sonne langsam durchblickte. Das Highway-Städtchen Otorohanga hielt uns nun auf, bekannt für die vielen Kiwiana-Symbole und Ausstellungen entlang der Hauptstraße. Hing an der einen Straßenlaterne eine Kiwifrucht, hing an der nächsten ein Abbild der Pavlova-Torte. Gummistiefel, Sandalen und Kiwi-Vogel schmückten eine große Wand am Ortseingang. Eine Ausstellung über diverse neuseeländische Kulturbestandteile gab es in einer Seitengasse zu sehen. Auf Historisches, die neuseeländische Küche, das Farmerleben, Maori-Traditionen, bekannte Persönlichkeiten oder die Flagge wurde eingegangen. Schön gemacht. Gesehen, abgehakt und weiter. Entsprechend dem Tipp der Hot-Pools-Damen fuhren wir nun die Te Puia Hot Springs nahe Kawhia an. Nachdem wir hohe Sanddünen erklommen hatten, lag ein herrlicher, endloser, fast einsamer Strand vor uns, in welchem sich heiße Quellen verstecken sollten. Hot Water Beach, aber im Vergleich zum überlaufenen Strand mit den heißen Quellen auf Coromandel galt dieser hier scheinbar als Geheimtipp. Außer uns gab es nur einzelne andere Besucher oder Spaziergänger, die den schönen Abend am Meer genossen und in den kleinen wasserbefüllten Kuhlen des abgeebbten Strandes nach warmen Quellen suchten. Wolfi begann zu graben. Natürlich hatten wir unseren Hot Water Beach Spaten herausgewühlt und wollten uns hier einen heißen Pool bauen. Doch so einfach ließ sich da gar nichts finden. Mir wurde es bald zu frisch und ich entschied, bloß am Strand herum zu schlendern. Wolfi gab die Suche nicht auf, wühlte mindestens eineinhalb Stunden an den verschiedensten Stellen. Überall hinterließ er kleine Buddelgruben, wechselte von einer zur nächsten Stelle und suchte. Irgendwann hatte er sich ein kleines Becken gebaut, das in der Tat mit relativ warmem Wasser aus dem Boden befüllt war. Dort lag er mehr oder weniger bedeckt für einige Zeit drinnen und genoss seinen Privatpool am Strand. Die Zeit verging an diesem schönen Ort. Ich blieb noch bis nach Verschwinden der Sonne am Strand und auf den Dünen. Leider schoben sich auch dieses Mal wieder Wolken in die Sicht. Als ich auf dem Weg zum Auto die Dünen herauf kletterte, überraschte dafür ein herrlich großer, aufgehender Vollmond in Orange über den Dünen und dem fernen Wald. Über unbefestigte Straße ging es im hellen Mondenschein noch weiter in Richtung Raglan. Viele Possums, Hasen und Ziegen, Pässe hinauf und hinab, scheinbar endloses Geschlängel durch Urwald und Weiden, auf 50km nur ein einziges Auto im Gegenverkehr! Neuseelands Straßen.
Plötzlich ein Schild am Wegesrand: „Fallsg. Im Atlas erfuhren wir Genaueres: Bridal Veil Falls. Hatten wir schon mal gehört und entschieden spontan, die 4km zum Parkplatz der Falls zu fahren. Vielleicht ließ sich dort ja schlafen, sodass wir am Morgen nach kleiner Wasserfall-Tour erst die letzten Kilometer bis Raglan zurücklegen würden. Genauso geschah es. Der Parkplatz ideal und abgelegen, nur ein einzelner weiterer Camper darauf. Und weil es noch so früh und der Mondenschein so schön war, entschieden wir uns für eine kleine Nachtwanderung zu den Wasserfällen. Auf den ersten Urwaldmetern hatten wir die Kopflampen an. Dann schalteten wir sie aus. Der Vollmond leuchtete uns silberweiß den Weg durch den Wald. Wir entdeckten ab und an Glühwürmchen an Blättern oder Steinen, neben uns plätscherte ein Bächlein dahin. Das gefiel uns, so ruhig und mystisch durch den nächtlichen Mondwald. Rauschen kündete uns den naheliegenden Wasserfall an, dessen oberen Beginn wir von einer Besucherterrasse bald beobachteten. Mithilfe der Kopflampen ließ sich sogar der 55m tiefer liegende Wasserfallpool erahnen. Durch den Wald ging es schließlich wieder zurück zu Joy und bald ins Bettchen.
Um Acht wachten wir am Dienstag auf und liefen nach dem Frühstück noch einmal durch den Wald an den Wasserfall heran. Im Hellen sah man noch besser, welche Distanz das Wasser im freien Fall binnen wenigen Sekunden zurücklegte. Ich lief auch noch die 261 Stufen durch den Urwald hinab um einen Blick von der Poolebene einzufangen. Schöner Wasserfall! Wieder hinauf zukommen war durchaus ein netter, belebender Morgensport. Auf der Weiterfahrt nach Raglan passierten wir eine Straße, auf der unsere Gegenspur ganz frisch abgekippt sein musste. War bloß mit ein paar Kegeln abgesperrt. Wir warfen einen Blick dahinter und sahen etwa zwanzig Meter tiefer auf dem Abhang das fehlende Straßenteil liegen. Wahnsinn! Gute Laune bereitet uns an diesem sonnigen Tag bald eine Nachricht. Als unsere Mama vor Kurzem in einem Wanderurlaub war, lernte sie dort ein deutsches Ehepaar kennen, deren Tochter vor wenigen Tagen in Auckland ein Neuseeland-Jahr begonnen hatte. Sogleich wurde uns die Email-Adresse von Christina mitgeteilt. Vielleicht könnte man sich mit ihr ja mal treffen, paar Tipps geben und Joy zeigen, auch wenn sie eigentlich nicht plante sich ein Auto zuzulegen. Emailkontakt war bereits vor ihrer Anreise erfolgt und per SMS meldete sie sich nun zum zweiten Mal aus Auckland. Nachdem sie unsere Autoverkaufsseite im Internet besucht und von Auckland schon nach drei Tagen mehr als genug hatte, zeigte sie nun doch tatsächlich ernstes Interesse an Joy! Wir staunten nicht schlecht! Sie fragte uns, wann wir denn endlich(!) in Auckland ankämen, da sie kaum mehr erwarten konnte ihre Reise durchs Land zu beginnen. Wow, sie schien ziemlich entschlossen, hatte Joy doch noch nicht einmal gesehen! Wir versprachen ihr, spätestens am Donnerstag da zu sein und sie fragte bereits nach dem Preis und ob auch eine Überweisung vom deutschen Konto möglich wäre. Ja, klar, wäre uns auch viel lieber, denn dann erspart man sich das Geldwechseln und die Wechselgebühren. Wir konnten nicht glauben, dass das mit dem Verkauf so einfach sein sollte. Wär ja ein Ding, wenn sie am Ende tatsächlich Joy nimmt und wir ganz ohne Probleme zur Nebensaison, in der viel mehr Backpacker ab- als anreisen und ein totaler Autoüberfluss herrschte, unser Autochen verkaufen könnten. Zugleich wurde uns richtig bewusst, wie gezählt die Tage doch waren und dass wir Joy eventuell nur noch für wenige Nächte hatten. Ne, wie komisch! In Raglan bemerkte ich, dass mein Südinsel-Greenstone-Anhänger vom Kettenband gefallen war. Im Auto nicht zu finden und ich konnte mich auch nicht erinnern, wann er zuletzt noch sicher an mir hing. Wie traurig! Selbst wenn wir ihn noch irgendwo finden würden, musste er zerbrochen sein, denn das Band war intakt! Oh nein! Wirklich traurig! Wir liefen einmal durch Raglan, das Surfparadies der Nordinsel-Westküste, und fuhren anschließend auf den Parkplatz des Surfbeaches in Erwartung dort Duschen zu finden. Nur ein Stündchen später saßen wir sauber im Auto in Richtung Hamilton, machten sogar noch einmal kurzen Abstecher an die Wasserfälle der Nacht um meinen Anhänger im Parkplatz-Schotter zu suchen. Doch nix! Bin sogar den Waldwanderweg noch einmal abgelaufen. Der war weg! Und ich hatte mich so darüber gefreut… Die Fahrt ging weiter. In Hamilton stand nun neben Stadtbesichtigung auch sorgfältigster Joy-Putz auf dem Plan. Die letzte Aktion für die Fotos war zwar erst paar Tage her, aber doch eher oberflächlich, halt bloß fototauglich. In der Zwischenzeit waren zudem bereits wieder Unmengen neuer Krümel, Staubkörner gefallen und Matsch gespritzt. Wir erreichten die Universitätsstadt gegen Vier am Nachmittag. Wolfi besuchte zuallererst einen Elektronikladen, auf den er schon so lange gelauert hatte und belohnte sich mit einem ganz eigenen Andenken an Neuseeland. Anschließend fuhren wir ans Ufer des Stadtsees und kochten umgeben von Enten, Pukekos und anderen lustigen Schnabeltieren Abendessen. Wir hatten noch immer viele Vorräte in der Essensbox. Gab einen lustigen Mix aus Baked Beans Curry mit Trockenzwiebeln auf Toast mit Scheibenschmelzkäse für mich und Instantnudeln mit Käsegeschmack für Wolfi. Mit einem Tui-Bier stießen wir an dem schönen, lauen Abend am ruhigen Seeufer in Hamilton auf eines der vielleicht letzten Dinner mit Joy an. Wolfi spielte mit seinem neuen Freund, Jogger zogen ihre Bahnen an unserem Platz vorbei und der Tag verabschiedete sich in zarten Rosatönen. Gegen Sechs fuhren wir in die Innenstadt: lebhaft, viele Bars, geschäftigte Menschen in schicken Ausgehanzügen oder zumindest ordentlichen Stadtoutfits. Solche Anblicke waren wir vom wilden Süden kaum mehr gewohnt. Sah sich so fremd an irgendwie… In Jogginghose lief ich neben Wolfi in Hamiltons Bibliothek, wo wir bis Neun noch im Internet nach Vans für Australien und anderen Dingen schauten. Dann verließen wir die Innenstadt wieder und bezogen Nachtstellung auf einem größeren Parkplatz am See. Nachdem irgendwann eine Truppe feier-lustiger, lauter Jugendlicher verschwunden war, ließ es sich dort ganz gut schlafen.
Am Mittwoch ein leicht wehmütiges Erwachen, denn heute sollte es zurück nach Auckland gehen, an den Ort, an dem unsere Reise vor so langer und doch so gefühlt kurzer Zeit begonnen hatte. Und vorher Auto putzen… Oh Joy… Da standen wir nicht wirklich gern auf… Zu allem Unglück verlor Wolfi nun noch seinen neuen, kleinen Freund, den er trotz intensiver Suche auf fremden Territorien einfach nicht mehr wiederfand. Und auch feuchte Autoputztücher gingen uns kurz darauf verloren, die wir erst fünf Minuten zuvor im Supermarkt bezahlt hatten… War irgendwie nicht so ein top Tagesstart… Wir wähnten uns die letzte Tankrechnung bezahlen als wir noch einmal $20 in den Tank laufen ließen. Und statt anschließend Hamiltons Gärten zu besichtigen, begaben wir uns vor eine wundervolle Selbstbedienung-Autowaschanlage. Stundenlang fanden wir dort Beschäftigung: Joy komplett ausräumen, jeden noch so kleinen Winkel nach versteckten Sachen abtasten, zugleich ordentlich entrümpeln uuund… einige unsere Sachen, die nicht im Auto bleiben sollten, wenn wir Joy am späteren Nachmittag vorführen würden, vorübergehend in Pappkartons verpacken. Das war vorerst nur ein kleiner Teil unserer Habseligkeiten, denn die Sachen in den Boxen unter dem Bett beließen wir dort, und trotzdem füllten sich schon so viele Pappboxen, dass das ganze Bett letztlich damit zugepackt war. Wo wir diese Kartons dann auslagern sollten, während wir Christina das Auto vorführten, wussten wir auch noch nicht… Mühselig fitzelten wir alles auseinander, saugten anschließend Dollar für Dollar, Matte für Matte und Eckchen für Eckchen, jeden Millimeter ab, putzten die Fenster und Flächen und räumten alles wieder ordentlich ein. So sauber war Joy während unserer ganzen Besitzerkarriere nie! Von außen folgte ein gründliches Kärcherprogramm und gegen halb Drei nahmen wir in einem Auto sauber wie nie Fahrt auf – die letzte Fahrt auf unbekanntem Territorium mit unserer guten Joy! Und die ging so schnell und war so unspektakulär. Letztes Fahrtwetter: Sonne. Kilometerstand auf 199.900. Wir fragten uns, ob wir die 200.000 noch selber fahren würden… :-/ Über Highway 1 sausten wir durch flaches, grünes Land im Nu immer näher an Auckland heran. Mehr und größere Städte erschienen zu den Seiten, Highway 1 wurde sechsspurig und überfüllt. Wir hörten unsere „MTV Unpluggedg CD, fuhren kurz vor Auckland auf einen Rasthof ab, der sich wirklich hätte ebenso in Deutschland an der Autobahn befinden können… Er hieß sogar „Autobahng. Dort aßen wir ein Eis auf Joy und fuhren schnell weiter. War nicht so schön dort. Es folgte Stau! Das hatten wir seit dem Verlassen Aucklands nie mehr gehabt! Wahnsinn, wie diese Unterschiede plötzlich auffielen! Eben noch auf 50km weit und breit allein und nun tausende andere Autos um uns. Oh nein, und da war sie auch schon, diese Riesenstadt, die mehr als ein Viertel der Einwohner Neuseelands beherbergt: Auckland! Wir peilten den Stadtteil Parnell an, kamen nur langsam im Stop-and-Go vom Highway ab. Es war so merkwürdig, diesen Weg wieder zu fahren. Vor gar nicht allzu langer Zeit sind wir eine dieser Straßen fast täglich mit unserer frisch gekauften Joy gefahren, um zwischen Baumarkt, Matratzenladen und Hostel zwecks Bettbau zu pendeln. Bekannt wirkte das alles irgendwie und zugleich so fremd. Ganz anders fielen unsere Blicke auf die selben Geschäftsstraßen. Damals wussten wir nichts mit Begriffen wie „ANZg und „BNZg anzufangen, die da leuchtend über den Bürogebäuden prangten. Heute war es normal für uns, die Banken so aneinander gereiht stehen zu sehen. Dachte ich damals noch aufgeregt, „Farmersg sei ein wochenendliches Bauernmarktsgelände, das wir unbedingt mal besuchen mussten, war es heute selbstverständlich, dass dahinter Berge von Klamotten (ähnlich dem C&A) warteten. Alles bekannt und Reiseallagsanblick. Aucklands Straßen wirkten so vollgestopft, geschäftig, bunt, leuchtend, großstädtisch. Die Einfahrt war irgendwie wie ein kleiner Abschied von Neuseeland und seiner wundervollen Natur, obwohl wir das Land noch gar nicht verlassen hatten. Nach all den ländlichen Erlebnissen bekamen wir einen kleinen Kulturschock. Wir waren wieder zurück am Startpunkt und angekommen am Endpunkt. Und schon landeten wir wieder nahe dem viktorianischen Parnellviertel vor dem Hostel „City Garden Lodgeg, vor welchem wir damals durch Zufall unsere Joy gefunden, gekauft und binnen einigen Tagen zu einem Schlaf-Wohn-Mobil umgebaut hatten. Hier sollte unsere Reise mit Joy auch wieder auseinander gehen. Und alles kam uns vor als wäre es doch erst vor Kurzem gewesen. Der selbe nette Hostelleiter begrüßte uns, hatte kein Zimmer mehr für uns frei, hieß unsere Boxen zum Verstauen jedoch willkommen und erlaubte uns für $15 p.P. (die Hälfte des Normalpreises) im Auto vor der Türe zu schlafen und alle Räumlichkeiten des Hostels zu nutzen. Prima, und vor allem eine vielleicht letzte Nacht doch noch in Joy, statt im Hostelbett! Schnell die Boxen abgestellt, Christina angerufen und los. Mitten in der City an der Queenstreet wohnte sie in einem Hostel. Es war kurz nach Fünf, wir freuten uns ihr das Auto noch im Hellen präsentieren zu können… Doch dann kam der Stadtverkehr… City-Stau in der Rush-Hour, hupende Busse, verstopfte Kreuzungen, Straßen voller eilender Menschen, tausende Lichter, rote Ampeln, riesige, verglaste Hochhäuser und Bürogebäude. Nicht schön! Eh wir die vielleicht 4km bis zu Christina hinter uns gebracht hatten, war es auch schon dunkel. Wir hielten einfach an einem Busstopp (kein Parkplatz weit und breit im Zentrum!) an der besagten Straße, riefen Christina an und standen, wie sich herausstellte, sogar direkt vorm Eingang ihres Hostels. Gespannt erwarteten wir, wer da nun heraus kommen würde und so dringend unsere Joy sehen wollte. War Christina groß, klein, passte sie in Joy? War sie frisch aus der Schule oder schon älter? War sie nett? Und da erschien sie: klein, niedlich, kurzhaarig und sympathisch, lächelnd und sie war super lieb! Wir umarmten uns zur Begrüßung, quatschten sogleich drauf los. Sie war 23, kam aus Thüringen, war Bäckerin und die letzten 3,5 Jahre allein mit ihrem Opel Corsa durch Europa gereist, hatte nur darin gewohnt und geschlafen! Mallorca, Irland… und noch viel mehr, alles im kleinen Opel Corsa als zartes, junges Mädchen! Wahnsinn! In Österreich hatte sie bis kurz vor Abreise gearbeitet. Tja, und nun Neuseeland für ein Jahr! Die Reisesucht hatte sie ganz offensichtlich gepackt und sie schien für uns irgendwie ganz die richtige für Joy! Wer jahrelang in einem Opel Corsa reiste und auf diese Weise die Welt erkundete… Wir erschlugen sie fast mit unseren Reiseberichten, Tipps und einigen begeisterten Erklärungen zu Joy und der Luxusausstattung darin. Euphorisch redeten wir schon so als würde sie ganz sicher das Auto nehmen: „Hier kannst du dann deinen Namen an das Bettbein schreiben, denn da sollen sich alle Joy-Besitzer verewigen. Und hier musst du beim Öffnen etwas vorsichtig machen… Eh, natürlich, wenn du dich entscheidest, es zu nehmeng Sie lächelte und nickte nur. Kurz vor Abfahrt hatte ich noch schnell Boaz’ (von dem hatten wir damals das Auto gekauft) sowie unsere Namen an ein Bettbein geschrieben – Verewigung der Auto-Besitzer, Joys Reisegeschichten sozusagen. Christina hörte allem, was wir sagten zu, freute sich und schien noch immer interessiert. Während wir dort mit ihr standen und erklärten, hielten zwei Passanten an, die ebenfalls Interesse an unserem Auto hatten! Wolfi teilte ihnen die wichtigsten Infos über Joy mit und sie notierten sich die Homepage oder unsere Nummer. Wie lustig! Nein, eigentlich auch traurig. Ach man… Wir machten mit Christina aus uns am kommenden Tag gegen Mittag zu einer Probefahrt wieder zu treffen und verabschiedeten uns. Auch auf der Fahrt zurück zum Hostel mit kurzem Einkaufsstopp an dem Countdown, vor welchem damals unsere erste, chaotische Fahrt mit Joy durch Auckland City und ungewollt über sämtliche umliegende Highways begonnen hatte, redeten wir ganz freudig über das schöne Treffen, waren so überglücklich, weil es so gut gelaufen war – Christina schien wirklich interessiert und war so nett – spannen schon, wie wir die Dortmunder anrufen würden um sie zu ärgern, dass wir unser Auto blitzschnell losgeworden seien und waren zugleich ganz schön traurig und ungläubig, dass Joy vielleicht schon am kommenden Tag nicht mehr unsere sein würde… Die Gefühle kullerten bunt durcheinander, hin und her. Im Hostel ließen wir alles sacken, mischten uns unter die jungen und älteren Reisenden, ergatterten von der Free Stuff Ecke, in welcher Abreisende Dinge hinterließen, die sie nicht mit nach Hause nehmen wollten oder konnten, ein neues Kniffelspiel, einen Schlafsack (wussten ja nicht, wie es weitergehen würde), zwei Bücher, darunter eines über Christchurch, in welchem wir Zacra auf dem Einrad wiederfanden! Ein Amerikaner spielte im Hof Gitarre, andere tauschten sich aus über erfolglose Versuche ihre Autos und Campervans zu verkaufen. Schon was ganz anderes plötzlich wieder unter so vielen unterschiedlichsten Menschen und Reisenden in einem Hostel zu sitzen. Warm, große, saubere Küche, gemütliches Wohnzimmer. Tolle, gemütliche Atmosphäre und wirklich sehr gemischte Bewohner – nicht bloß zig deutsche Reisende, die nach Schulabschluss zur Neuseeland-Reise gestartet waren. Neuankömmlinge, aber auch viele, die wie wir am Ende ihrer Reise waren und eben fast jede Altersstufe. Auch dieses Mal gefiel es uns in der City Garden Lodge wieder… wäre da nur nicht dieses komische Gefühl nebenbei, dass der vielleicht ungeplant schnelle Autoverkauf in uns hervorrief und unsere Stimmung etwas trübte. Doch sahen wir uns das schwarze Brett mit den mindestens 20 Flyern anderer Autoverkäufer an, die schon mehrfach Preise durchgestrichen und durch niedrigere ersetzt hatten, redeten wir uns selbst gut zu, dass wir wahrscheinlich riesengroßes Glück zu haben schienen! Geschafft krochen wir gegen halb Zwölf in Joys Bauch, kuschelten uns in unser selbst gebautes Bett. Siebeneinhalb Monate hatten wir bis auf vielleicht drei oder vier Nächte ausschließlich hier drin verbracht! Das war unser Neuseeland-Zuhause. Wir lagen noch ein wenig wach und redeten über Joy und unser Reiseleben der vergangenen Zeit, machten Fotos von uns im Bett liegend und verabschiedeten uns auf diese Weise gedanklich langsam… Schliefen bald zum vielleicht letzten Mal irgendwann sicher und behütet in ihr nebeneinander ein.
Am Donnerstagmorgen ging es nach dem Erwachen gegen Sieben ähnlich weiter. Allerdings hatte sich die Stimmung etwas geändert. Vielleicht hatten wir uns im Schlaf noch mehr mit dem Kommenden abgefunden. Wir blieben ungewohnt lange liegen, machten noch viel mehr Fotos von uns im Bett, von drinnen und draußen, filmten sogar unser speziellen Bett-Einsteigetechniken (Wolfi von hinten, ich von der Seite), wollten einfach alles noch einmal festhalten. Heute wurde es vielleicht ernst und bis dahin noch viel zu tun. Wir bereiteten uns gutes Frühstück in der schönen Küche und aßen es im Hostelhof in der Sonne sitzend. Wir wollten all unsere Sachen nun wirklich komplett aus dem Auto räumen und dazu brauchten wir viiiiel Platz und Ruhe. Mutig steuerten wir nach Abgeben des Hostelschlüssels (ahnungslos wie der heutige Tag verlief und wo wir bleiben sollten) den Sportplatz-Parkplatz an, an welchem damals nach Bettfertigstellung Joy aufgrund defekter Benzinpumpe einfach nicht mehr anspringen wollte, was unsererseits zuerst viel Verzweiflung, aber sehr nette Kontakte zu hilfsbereiten Menschen sowie schließlich eine $600-Reparatur vor Ort am kommenden Tag nach sich zog. Bitte Joy, dieses Mal nicht so eine Nummer! In der Sonne räumten wir noch einmal das komplette Auto aus, begannen zu sortieren, gleich rucksack-packfertig und auf das Schlimmste vorbereitet. Schien eine endlose Aufgabe… Wieder viele Passanten und Hunde, die vorbei kamen oder auch neugierig stehen blieben, uns ansprachen oder begeistert beglückwünschten, dass wir in diesem Auto sieben Monate gelebt hatten und es darin so schön hergerichtet hatten. Entsetzt und ungläubig wünschten sie uns darauf alle Glück, wenn wir erklärten, dass wir nun versuchten all diesen Kram wieder zurück in unsere Rucksäcke zu bekommen. Ja, wie sollte das passen?! Vieles verblieb natürlich im Auto. Wir putzten für Christina (falls sie es denn nehmen würde, sprachen schon ganz überzeugt immer von „ihrg und „für sieg) jede Box von innen und außen, räumten das Geschirr aus und ganz ordentlich wieder ein, legten ihr eine Spielebox, eine sehr ordentliche Werkzeugbox, eine Wasch-Putzbox, eine Reiseführer-Box an, räumten ihr liebevoll ins Handschuhfach wichtige Sachen für unterwegs ein, beschrifteten auf Deutsch (ganz sicher für sie ) sämtliche Dosen mit Zucker, Salz, Pfeffer, Kaffee, Tee für unterwegs (kam ins Handschuhfach), Salz-Pfeffer im kleinen Döschen (ebenfalls für unterwegs ins Handschuhfach), Zimt-Zucker, Rosinen usw. Sie sollte sich schließlich zurecht finden und wohlfühlen. Laaaange, lange verbrachten wir mit dieser Aufgabe. Noch einmal entstand ein Berg voller Müll. Gegen Mittag waren wir soweit, dass all unser Hab und Gut für die Rucksäcke in wenigen Pappkartons lagerte, ein großer Pappkarton mit Sachen befüllt war, die wir noch nach Hause schicken wollten, weil wir diese behalten wollten aber keinesfalls selbst tragen konnten. Sämtlicher Autostauraum war nun bloß noch mit Dingen befüllt, die in Christinas Besitz übergehen sollten, und das ordentlichst kategorisch sortiert, beschriftet und sauber. Sie sollte sich wirklich wohlfühlen und würde es so gut haben. Bloß einsteigen uns losfahren, alles drin! Natürlich waren nun Unmengen an Platz für Christinas Besitztümer geblieben. Ja, sie würde es luxuriös und schön haben. Das kleine Mädchen allein in unserer Joy, die bis zum Ende immer besser wurde! Als nun Joy so vor uns stand, unsere Sachen aussortiert, keine Weihnachtsdeko und kein Schafsfell mehr in der Windschutzscheibe, fühlte sich das schon so an als wäre sie nicht mehr ganz unsere. Joy war auch ein bisschen traurig. Und obwohl die Zeit drängte, wir hatten Christina ein Treffen am Mittag versprochen, verschoben wir dieses nun auf 14 Uhr. Wir unternahmen noch eine Fahrt entlang Aucklands Küste an die Mission Bay, wie damals. Das musste jetzt noch sein! Wir brauchten diesen letzten Moment mit Joy und fuhren wieder genau an den Ort, an welchen uns damals unsere erste Fahrt nach der Benzinpumpen-Reparatur führte. Zum ersten Mal sahen wir vor siebeneinhalb Monaten hier mit Joy etwas anderes als Stadtgebiet, waren beeindruckt von den Booten im Hafen, dem Strand und dem Meer, den Pohutukawa-Trees am Straßenrand, deren Namen wir damals noch gar nicht kannten, sowie von den Aussichten über Aucklands Inseln Rangitoto, Devonport sowie über die Silhouette der City mit ihren Hochhäusern in der Ferne, deren Lärm hier nicht mehr zu hören war. Auch dieses Mal war die Fahrt wieder bezaubernd, nach einem Tag in Aucklands Straßen bereits pure Entspannung. Gefiel Joy und uns! Wir aßen ein Eis, dann ging es in die Stadt zurück. Wir versuchten aufgrund seiner zentralen Lage das Hostel an der K’Road zu bekommen, das wir nach Ankunft in Auckland zuerst bezogen hatten, wollten dort schnell unsere Rucksäcke und Klamotten abstellen und mit einem zur Not schon abgabebereiten Auto vor Christinas Türe erscheinen. Doch kein Zimmer mehr frei! Mist! Wir erschienen bei Christina mit unseren Sachen auf der Bettoberfläche, lagerten drei besonders platz-einnehmende Dinge in ihrem Zimmer aus, sodass ich nun zwischen den restlichen Boxen im Bett mein Versteck fand während Wolfi auf dem Fahrer- und Christina auf dem Beifahrersitz Platz nahmen. Meine Füße versteckt und mal hoffen, dass die Polizei uns nicht gerade heute anhielt. Wolfi kutschierte, ich navigierte vom Bett aus. Wir fuhren nach Devonport. Dort waren bisher weder wir noch Christina gewesen. Warum nicht die Probefahrt gleich als kleine Sightseeing-Tour nutzen? Wir unterhielten uns auf der Fahrt gut, über Auto aber auch viele andere Dinge. War schön! Vor Devonports Promenade parkten wir – Christina, die bisher noch nichts außerhalb der Großstadt Auckland gesehen hatte durchaus begeistert von dem etwas ruhigeren, schönen Ort. Ja, so ging es uns auch damals… und Devonport war noch gar nix… es würde so viel anderes Tolles in diesem Land auf sie warten. Zum ersten Mal wurde uns so direkt bewusst, um wie viele Erfahrungen und Erlebnisse reicher wir jetzt waren, denn genauso wie Christina standen wir vor knapp acht Monaten ebenfalls einmal da. Wir waren ihr in Bezug auf Neuseeland jetzt weit voraus, hatten das Land bereits kennen gelernt während sie noch diesen unerfahrenen Neuseeland-Blick hatte, von jedem Vogel und jedem Zweiglein außerhalb Aucklands begeistert wurde. Umso intensiver und bunter verfielen wir in das Berichten von Plätzen die wir gesehen, Menschen, die wir getroffen hatten, Dingen, die wir erlebt hatten. Oh, ein wenig beneideten wir sie darum, dass all das auf sie noch warten würde. Und sie konnte sich nicht mal im Geringsten vorstellen, wie sie das alles wirklich umhauen würde, selbst wenn wir ihr das hundert Male schilderten… Dann lenkten wir die Aufmerksamkeit auf Joy. Schließlich war sie der Hauptgrund unseres Zusammenseins. Wir demonstrierten Christina wie der Kocher funktionierte, wie das Campingzubehör am besten zu verstauen war, erklärten ihr wie sie sämtliche Geräte über den Wechselrichter laden konnte, wo Werkzeuge für den Notfall zu finden waren, zeigten ihr die Spielebox, den Kühlschrank, all unsere Geheimablagefächer, die Gummistiefel, den Teelichterbeutel und und und… Sie hörte wieder genau zu, fragte nach, prägte sich ein. Dann kam die Probefahrt. Christina fuhr uns auf den runden, grünen Aussichtshügel Devonports, meisterte das prima. Ein wenig Linksfahr-Erfahrungen hatte sie ja bereits von Irland, allerdings mit ihrem eigenen, deutschen Auto, als Fahrer links sitzend. Die wirklich sehr straff eingestellte Bremse bescherte uns besonderen Spaß. Wir unternahmen einen kleinen Spaziergang über den Hügel, sahen über Auckland, seine Strände und Rangitoto. Auf der Rückfahrt setzte sich Wolfi wieder ans Steuer. Kurz nach Vier kamen wir vor Christinas Hostel an, nach einem schönen Zweieinhalb-Stunden-Ausflug mit der potenziellen Joy-Käuferin. Professionelle Verkäufer waren wir jedoch so gar nicht, hatten zwar all die Joy betreffenden Dinge, über die man im Reisealltag Bescheid wissen muss bis ins kleinste Detail erklärt und gezeigt, aber bisher nie direkt angesprochen, ob sie denn das Auto nun nehmen möchte oder nicht… Das lag uns nicht so. Doch zum Glück erledigte das zu unserer totalen Verblüffung Christina selbst! Sie offenbarte uns nun unvermittelt, dass sie noch sofort die Kaufabwicklung vornehmen wollte! Ein Postamt lag nur zehn Minuten entfernt und hatte noch bis Fünf geöffnet. Per Überweisung würden wir die Verkaufssumme direkt in Euro bekommen. Sie würde noch am selben Tag online überweisen. Daran zweifelten wir kein Ding!
Wahnsinn! Joy sollte tatsächlich in wenigen Minuten nicht mehr uns gehören. Oh nein… Wir freuten uns und trauerten im selben Moment! Uah! Wolfi blieb bei Joy, da wir wieder unerlaubt am Busstopp standen, und ich (in Autohausschuhen und Schlabbersachen) ging mit Christina eilig zum Postamt. Die Formalitäten waren schnell erledigt. Gegen 16.45 Uhr am 21.04.2011 hielt Christina ein einziges kleines Kärtchen mit Joys Nummernschild in der Hand, auf dem ihr Name als Besitzer stand. Wir hatten Joy abgegeben, verkauft! Überzeugt in gute Hände weitergereicht und guten Gewissens, dass wir da ein tolles, funktionierendes, perfekt und liebevoll eingerichtetes Auto abgegeben hatten, mit dem Christina glücklich werden würde! Wir gratulierten ihr zu ihrem ersten eigenen Auto, das noch wenige Minuten zuvor unser Zuhause gewesen war. Wie Christina bereits am Vorabend angedeutet hatte, war sie im Hostel bis Freitag eingebucht, wollte daher, dass wir unbedingt noch eine letzte Nacht in Joy schlafen. Super nettes Angebot, welches wir dankend annahmen, obwohl wir uns schon recht gut mit dem Abschied abgefunden hatten. Hatten aber sowieso noch kein Hostel für die Nacht, also war das wunderbar. Kamen als Heimatlose in einem fremden Auto namens „Joyg unter, das wir wohl zu diesem Zeitpunkt noch so gut kannten wie niemand. Wir versprachen Christina, am kommenden Morgen noch vor um Zehn wieder vor ihrer Türe zu stehen und fuhren davon – so vorsichtig wie nie, denn nun waren wir nicht bloß unversichert sondern auch noch in einem nicht uns gehörenden Auto unterwegs. Äußerst merkwürdige Situation! Wir hofften so sehr, dass nichts passierte, wünschten uns, dass wir einfach nur heil am nächsten Morgen wieder vor Christinas Hostel ankommen würden. Es folgte nun die wirkliche letzte Nacht in Joy, im aussortierten Chaos zwischen den Boxen mit unseren persönlichen Dingen und einem abgabefertigen Auto, das kaum mehr Spuren von uns trug. Wir entschieden noch einmal zur Mission Bay zu fahren, fuhren eine kleine extra Runde, um noch eines zu erleben: Joys Kilometer sprangen nahe der Mission Bay von 199.999 auf 200.000km um! Wir hielten an um den Anblick kurz einzuprägen, hatten tatsächlich noch die Zweihundertausender-Marke geknackt, an dem Ort, der damals erstes Ausflugsziel und heute letztes Ausflugsziel gewesen war. Joy gehörte in diesem Moment schon Christina, die aber zuvor bereits gesagt hat, dass wir die 200.000km selber fahren müssten. Christina schenkte uns nicht nur eine letzte Abschiedsnacht sondern auch noch einen historischen Kilometer-Moment in ihrem neuen Auto! Irgendwie waren wir ziemlich wirr, kaputt von alledem, durcheinander, setzten uns in einen Burger-Laden und bestellten uns ein Abendmahl. Sowas konnte man sich an diesem Tage mal gönnen und danach sogar noch ein tezres Eis aus einem Edel-Gelato-Shop, das uns aber weniger schmeckte als unser gewohntes, günstiges TipTop-Eis aus dem Cornershop. Puh, das war ein Tag! Nur zwei Kilometer vom kleinen Strandort entfernt fanden wir unseren letzten Schlafplatz auf einem betonierten Parkplatz am Meer, zwischen einigen anderen Campermobilen und angelnden Asiaten. Der Ausblick irgendwie passend zu allem: Auckland in der Ferne, bei Nacht mit tausenden, funkelnden Lichern, daneben leuchtete Devonport, der Mond stand darüber, alles vom Meer gespiegelt und eine angenehme abendliche Milde und Ruhe. Wir schliefen ein letztes Mal in unserem selbst gebauten Bettchen ein.
Karfreitag:
Am Morgen schlossen wir nach dem Erwachen fest die Augen… Oh nein! Konnten uns nicht vorstellen, dass wir nie wieder so liegen würden. Wir riefen Mama an und berichteten ihr, was ihre Kontaktvermittlung vom Wanderurlaub an diesem Tage für Auswirkungen haben würde. Sie war erstaunt. War letztlich ja größtes Glück für uns! Wahrscheinlich lief momentan bei keinem anderen Autoverkäufer hier in der Gegend der Verkauf so super ab wie bei uns! Und von Mama wurden wir nun überhaupt erst daran erinnert, dass ja Ostern anstand… ja, bei uns sogar schon Karfreitag war! Das hatten wir im Auto-Stress der letzten Tage total verdrängt! Wolfi kam sogleich eine gute Idee, der wir folgend auf dem Rückweg in Richtung Stadt an einem kleinen Cornershop hielten um dort ein wenig Osterschokolade zu besorgen, die wir Christina im Kühlschrank versteckten. Außerdem hielten wir an einer Tankstelle um Joys fast leeren Tank für $62 zum letzten Mal halb aufzufüllen. Christina war so ein netter Mensch, eine super Käuferin und freute sich so unbändig darauf endlich aus der Stadt zu kommen, da sollte sie doch nicht auf den ersten 20km schon wieder wegen Benzin anhalten müssen! Und schließlich hatten wir uns dank ihres netten Angebotes auch eine teure Hostelnacht gespart. Neben dem Cornershop in Parnell entdeckten wir einen europäischen Bäckerladen, der als einer der wenigen Shops an diesem „Good Fridayg tatsächlich geöffnet hatte. Wir betraten ein Paradies aus Backwaren, Graubroten, Plunderteilen und konnten trotz eher hoher Preise nicht widerstehen. War doch Ostern! Für $18 kauften wir zwei frische Brotlaibe in Papiertüten sowie zum Frühstück einen Pizzafladen (Wolfi) und eine Zimt-Walnuss-Schnecke (ich). Hm, Backwaren wir Zuhause! Da wir gleich nach dem Autoverkauf am Vortag per Telefon ein Zimmer in der City Garden Lodge für den heutigen Tag reserviert hatten, schmissen wir dort nun unser gesamtes Gepäck in Boxen und Rucksäcken ab und fuhren gegen 09.45 Uhr die für Christina und eine neue Neuseeland-Rundreise bereite, vorfreudige Joy zu ihrer bereits vor dem Hostel wartenden, stolzen, neuen Besitzerin. Schnell war das überschaubare Gepäck von Christina in die vielen leeren Boxen und den freien Stauraum gepackt, schon stand die Verabschiedung an. Christina stand vor Joy, ihrem neuen Zuhause und wir standen neben ihr mit unseren kleinen Tagesrucksäcken zu unseren Füßen. So hatte es damals hier auch angefangen… bloß ‘n Rucksack und die Füße. Und so endete es auch wieder… mit dem kleinen Unterschied, dass wir nun aber um viele, viele unvergessliche Erfahrungen und Erlebnisse reicher waren, die Christina alle noch erwarten würden. Tolle Vorstellung und wir freuten uns sehr für sie, zugleich traurig für uns. Ein letztes Mal schloss ich meine linke Seitenschiebetüre, die ich mindestens 300x auf und zu gemacht hatte um in oder aus dem Bett zu klettern und mindestens weitere 1500x geöffnet und geschlossen hatte um Campingstuhl, Kochzubehör und Kühlschrankinhalte aus- und wieder einzuräumen. Ach sicher viel öfter noch! Wir kannten jedes Geräusche am Auto, wussten wie sich das Öffnen jedes einzelnen Türgriffes anfühlte… Kannten alles, waren damit so vertraut. Uhu…
Wolfi übergab Christina mit einer traurigen Miene die Autoschlüssel und nachdem wir Christina ganz doll umarmt und ihr eine wundervolle Zeit gewünscht hatten, klopfte Wolfi Joy noch einmal an die Seite. Am 23.09.2010 hatten wir Joy von Boaz gekauft, Kilometerstand damals auf 183.331. Am 21.04.2011 hatten wir Joy an Christina verkauft, am 22.04.2011 an sie übergeben mit einem Kilometerstand von 200.006km, besser ausgestattet als je zuvor und zu einem Preis verkauft, der den Ankaufspreis als auch die Benzinpumpen-Reparatur genau abdeckte. Siebeneinhalb Monate, 16.675km. Oh Joy! War eine tolle Zeit mit dir! Werden das nie vergessen. Du hast uns gelehrt, dass man auch mit wenig Sachen auf engem Raum zurecht kommen kann, sogar sehr gut und unbeschwert, von einem in den nächsten Tag lebend, eben so wie es gerade kam. Hast alles mit uns durchgestanden, unsere Streits und schönen Momente mit durchgemacht! Wir schnappten unsere Rucksäcke und liefen unter dauerhaftem Kopfzurückdrehen davon, durcheinander, wirr, mit einem Gefühl der Unzugehörigkeit und Heimatlosigkeit, über die leer gefegte Queenstreet in Auckland, am Karfreitag. Verlassen und ziellos, fast nackig kamen wir uns plötzlich vor. Kein Shop war geöffnet, kaum Autos unterwegs. Guter Tag für Christina um aus dieser riesigen Stadt sicher loszustarten. Als wir eine Ecke entfernt waren, noch immer mit Blick auf Joy, hielten wir an, wollten zusehen, wie die beiden davon fuhren. Es dauerte eine ganze Weile, doch dann leuchteten die Rücklichter auf. Oh nein, gleich sind sie weg. Da raste plötzlich ein Fahrradfahrer auf uns zu, bremste scharf, begrüßte uns überrascht und im nächsten Moment sah Tomomi mit uns zusammen an wie Joy und Christina abfuhren. Alle drei winkten wir den beiden hinterher. Gute Reise, ihr beiden! Wir hatten noch gar nicht richtig kapiert, dass Joy gerade endgültig abgefahren war, schon waren wir, oder zumindest ich fast überfordert von dem unverhofften Wiedersehen mit Tomomi, der sich beim Heranrollen bereits schwer gewundert hatte als er uns auf der Ecke hat stehen und so starr in eine Richtung blicken sehen, in der es doch eigentlich gar nichts Aufregendes zu sehen gab, bis er begriff, was da vor sich ging. Das gab es doch nicht! Vor Erstaunen und Autotrauer zugleich wusste ich kaum, was ich sagen sollte. Alles ging durcheinander! Wollte ihn sowieso anrufen um ihn und Amy hier in Auckland wieder zu treffen. Das war nun überflüssig. Der nette, lächelnde Japaner mit den langen Haaren hatte uns gerade aufgespürt. Ich freute mich sehr! Er fragte, was wir vorhatten, wir erklärten, wir wüssten gerade gar nichts, außer dass wir um Elf das Hostelzimmer beziehen konnten. Er lud uns daraufhin in sein neues Haus zum Lunch ein, sozusagen als Einweihungsfeier, und würde uns mit dem Auto von unserem Hostel abholen. Wir wirkten sicher konfus auf ihn, weil wir uns noch zu keiner Zeit äußern konnten und so verloren drein schauten. Aber wir freuten uns wirklich! Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, direkt im Anschluss an den Verkauf mit dem Geld, das ja bald auf unserem Konto landen würde, einen Spontantripp nach Fiji zu unternehmen und wollten dies nun noch sofort buchen. Leider aber unmöglich am Karfreitag! Nichts geöffnet, alles wirr. Wir setzten uns in ein City-Hostel zum Internetten und versuchten anschließend für den Besuch bei Tomomi und unser Anstoßen auf den Autoverkauf eine Flasche Sekt zu bekommen. Dies stellte nicht bloß aufgrund der geschlossenen Geschäfte ein Problem dar, sondern ebenso weil die nur vereinzelt geöffneten, überteuerten Mini-Shops keinen Alkohol am „Good Fridayg verkaufen durften. Kurz vorm Aufgeben bekamen wir unter dem Hinweis, diese sofort im Rucksack verschwinden zu lassen, doch noch eine Flasche relativ billligen Sparkling Sauvignon Blanc für überteuerte $16. Naja… war jetzt auch alles egal. Am liebsten hätte ich die Flasche sofort im Ganzen ausgetrunken… Das konnte auch Gedanken sortieren helfen… Wir fuhren mit dem Bus – mit dem Bus!
– gegen Mittag zurück zum Hostel um unser nun frei gewordenes Zimmer zu beziehen und verschoben das Essen bei Tomomi auf seinen Vorschlag hin (er merkte, dass wir scheinbar etwas durch den Wind waren) auf den Abend, sodass wir all unsere Sachen erst einmal sortieren und einfach etwas zur Ruhe kommen konnten. Fiji schien schwierig zu werden, alternativ dachten wir nun daran im Land zu bleiben und auf eine von Aucklands Inseln zu fahren oder gar noch einmal einen Van auszuleihen um für die Tage bis zum Abflug mobiler zu sein und dem Großstadttrubel zu entfliehen… Alles musste möglichst bald entschieden werden, denn es war ja nicht mehr lange bis zum 1. Mai. Doch nichts war möglich am Karfreitag und wahrscheinlich auch schwierig über die kommenden Ostertage! Oh man! Nachdem wir am Nachmittag geduscht, unsere Sachen in ein hübsches, kleines Doppelstockbett-Zweierzimmer geräumt und uns in den gemütlichen Hostelräumen ausgeruht hatten, ging es wirklich besser. Schnell war es auch schon Punkt Sechs und Tomomi holte uns im Auto vom Hostel ab. Wir fuhren Domino’s Pizza an. Auch Amy und Tomomi waren auf ihrer nachmittäglichen Suche nach einem geöffneten Supermarkt für den Dinner-Einkauf erfolglos geblieben. Pizza war super, freuten wir uns, und kauften drei Pizzen und ein Knobibrot. Amy öffnete uns die Türe des kleinen Miethäuschens, in dem die beiden lebten. Es war schlicht und sehr geschmackvoll eingerichtet. Wir schenkten den beiden kleine Schokoosterhäschen als Ostervorboten, stießen allemann mit dem Sprudelwein, auf die neue Wohnung der beiden sowie auf unseren Autoverkauf an, setzten uns zu viert auf japanische Art auf den Boden um den Wohnzimmertisch, wünschten uns in drei Sprachen Guten Appetit und aßen, lachten, quatschten, hörten Musik und spielten Neuseeland-Wissensspiele. War echt toll mit den beiden nach einem solch irren Tag! Zum Nachtisch gab es Windbeutel und bitteren, grünen Tee. Japanische Teezeremonie: drei Mal die Tasse drehen und einen ganz kleinen Schluck trinken, sofort was Süßes hinterher essen. Wolfi stellte sich durchaus geschickt im Umgang mit Stäbchen an. Ach, war das ein schöner Abend. Wir erinnerten uns an Christchurcher Tage, die merkwürdigen Dubai-Männer, das Busker-Festival, lachten noch mehr, erfuhren von japanischen Traditionen – von Toilettensitten, geräuschvollem Nudelschlürfen, körperlicher Distanz zwischen Japanern – erfuhren aber auch Neues über Neuseeland beim Austausch unserer Reiseerfahrungen und dem Wissensspiel. Irgendwann nach Elf fuhren uns die beiden zurück zur City Garden Lodge. Wir ließen uns noch schnell ein paar japanische Grußworte für unsere neue Zuhause-Bewohnerin beibringen, bedankten und umarmten uns zur Verabschiedung. Toll war dieser Abend! Und zwischenzeitlich hatte sich sogar noch jemand bei uns ganz glücklich gemeldet: Christina schrieb per SMS, sie habe sich sofort super mit Joy angefreundet und auch das Paradies schon entdeckt. Sie schrieb so begeistert! Werden wohl auch treue Leser ihres Blogs werden. Schaut unbedingt mal auf ihrer Seite vorbei (unter „Linksg im Seitenmenü zu finden). Sie schreibt super und ihr könnt dort mitverfolgen, was Joy mit ihrer neuen Besitzerin erlebt. Hat schon prima angefangen! Wir freuten uns so sehr, dass wir unsere Joy, unser Zuhause der letzten siebeneinhalb Monate in beste Hände weitergegeben hatten und nun mitverfolgen können, wie eine weitere Neuseelandreise verläuft. Christina, danke! Wir wünschen dir immer viele, viele unglaubliche Erlebnisse! Wir wissen wie das ist! Dir werden noch so oft die Worte fehlen! Gute, sichere Reise und Grüßchen an Joy. Möge sie dir eine treue Begleiterin, ein gemütliches Zuhause und eine nette Reisefreundin sein!
Nach Eins fielen wir erst ins Bett, waren insgesamt doch sehr zufrieden mit dem ganzen Tag. Es hätte wirklich nicht besser kommen können! Die Flyer am schwarzen Brett des Hostels hatten sich mittlerweile fast verdoppelt…
Nach unserer ersten Nacht ohne Auto in einem richtigen Bett erwachte ich trotzdem schon um Sechs. Wir machten uns per Bus frühzeitig in die Stadt, hofften am Samstag zwischen den Feiertagen schnell alles klären und gegebenenfalls buchen zu können. Die meisten Geschäfte hatten auch auf. Doch ernüchternd die Ergebnisse der Fiji-Flugsuche in sämtlichen Reisebüros: aufgrund der Osterferien nur wenige Plätze übrig, und diese in den teuersten Kategorien! Hier gibt es kein Last-Minute wie bei uns! Der spontane Kurztripp auf Fiji, Cook Islands oder andere Pazifik-Inseln wurde somit aus unseren Plänen gestrichen. Zumal aufgrund der Osterzeit auch das Autogeld noch gar nicht bei uns landen konnte. Wir schauten im Internet bei McDonalds nun nach Van-Ausleihen in Auckland, telefonierten sämtliche Anbieter durch und buchten nach langem Hin und Her einen Backpacker-Van von Mittwoch bis Sonntag. Die letzten fünf Tage würden wir somit noch einmal die Chance haben, aus der Stadt zu kommen, letzte Blicke auf Strände, Wälder und Berge Neuseelands zu werfen, ehe wir in das Flugzeug stiegen. Der Gedanke gefiel uns! Und das zum etwa selben Tagespreis wie ein Hostel. Warum also nicht? Auch für Melbourne haben wir einige Vananfragen abgesendet, auf die nach den Feiertagen hoffentlich positive Antworten folgen werden. Alles bissl nervig, dementsprechend gelaunt verließen wir auch das McDonalds. Wir liefen entlang der belebten Queenstreet gen Hafen, durchwanderten ein Einkaufszentrum, sahen Tomomi davor mit seinem faszinierenden Contact-Juggling busken, kauften ein, verloren uns im Supermarkt und kamen versetzt um eine Dreiviertelstunde wieder mit dem Bus in Parnell an. Merkwürdige Tage in der Stadt… Den Rest des Sonnabends verbrachten wir im Hostel: kochend, essend, Kontakte knüpfend. Hatte auch mal was! Wir gesellten uns am Abend zu einem netten, etwa 45jährigen Paar, Nick und Anne. Es ergaben sich sehr interessante Gespräche über das Reisen und Leben auf der Welt. Die beiden arbeiteten als Lehrer in London, aber immer nur für drei oder vier Jahre. Dann wurde es Zeit zu kündigen und für ein bis zwei Jahre auf Reisen zu gehen. Durch Asien, Südamerika, Afrika zog es sie schon, jedes Mal aber auch nach Neuseeland, Annes Geburtsland. In London besaßen sie nichts außer einer kleinen Wohnung und einem Fahrrad. Mehr wollten und brauchten sie nicht, denn Reisen war ihr Lebensinhalt. Sie liebten Wein, gutes Essen („always proper foodg), fremde Kulturen, Länder und Erfahrungen in der Natur, begaben sich oft mit schwerem Rucksack auf mehrtägige Tracks durch die Wildnis. Nett waren sie! Nach Elf verkrochen wir uns ins Bett.
Ostersonntag:
Wieder erwachte ich sehr früh, wieder schlecht geschlafen. In Joy ging das irgendwie deutlich besser. Frohe Ostern! Mensch, es war ja Ostersonntag! Auch Wolfi schwang sich früh aus dem Bett. Schnell versteckte ich zwei Überraschungseier (hier „Kindersurprise”) unter seinem Kuscheltier in einem Bettdeckennestchen auf seinem Bett und staunte nicht schlecht als ich ihn in der Küche mit fertig gekochten Eiern antraf. Wir machten im Hostelhof ein gemütliches Osterfrühstückchen in der Sonne. Alle anderen Gäste, nicht einmal die deutschen, schienen Ostern mitbekommen zu haben geschweige denn zu feiern. Schade… da kam mir eine Idee. Das Hostel bot so viel kostenloses Küchenzubehör, darunter auch sämtliche Backzutaten, womit sich doch ganz schnell ein Osterhefezopf backen lassen sollte. So kannten wir das von Zuhause, schon von Omchen. Zu Ostern gehörte ein süßer, glänzend brauner, duftender, lockerer, warmer Osterhefezopf! Jaaaaha! Wir hatten nichts zu tun und es gab einen kleinen Ofen. Also knetete ich los. Ohne Rezept, aber mein Backgefühl war noch da! Toll, mal wieder die Hände in einen Hefeteig zu stecken. Hab einen Teil des Mehls durch unser restliches Puddingpulver ersetzt. Sah ganz gut aus! Plötzlich kam Wolfi, erzählte mir, im Zimmer hätte etwas gebrüllt. Ich lief um nachzuschauen, entdeckte nun ein Osterbettdeckennest auf meinem oberen Bett. Unser kleiner Reiselöwe saß auf einem riesigen Cadbury-Schokoei, das mit Pralinen gefüllt war. Wir ließen den Hefeteig ruhen und staunten etwas später über sein enormes Volumen. Oh, dieser Duft! Wie lange hatten wir das nicht gehabt. Jeder flechtet sich einen schönen Zopf aus dem Teig, ich knetete in meine Teighälfte zuvor noch etwas Zimt ein. Andere Hostelgäste warfen interessierte Blicke auf unser Tun. Und ab in den kleinen Ofen damit! Nach zehn Minütchen noch mit Eigelb bestreichen, weitere 15 Minuten fertig backen. Der Duft und die goldenen Zöpfe zogen noch mehr neugierige Blicke an. Als wir die warmen, duftenden Zöpfe herausholten, konnten wir nicht widerstehen. Sowas musste man frisch essen! Hmmmm… lecker! Anne und Nick, die neben uns saßen und überglücklich waren, weil sie am Morgen ihr Auto verkauft hatten, nahmen dankend eine Kostprobe an und zeigten Begeisterung für unser „German Easter bread”. Gab noch ein paar weitere Verkoster, allesamt wie auch wir, begeistert. Frohe Ostern!
Wir riefen die Jungs an, die am Vortag von ihrem Cook-Island-Tripp zurück gekehrt waren und bei Südafrikanerinnen in einem Vorort Aucklands abgestiegen waren. Es gab noch keinen einzigen Interessenten für ihren Van und die beiden Dortmunder staunten nicht schlecht als sie von unserem Verkaufsglück hörten. Natürlich mussten wir ihnen auch gleich noch den warmen Osterzopf unter die Nase reiben…
Verabredeten uns für einen der kommenden Tage. Wir schlenderten die Straße hinunter zum sonntäglichen Farmermarkt, den wir damals schon beim Bettbau besucht hatten, naschten uns durch die Stände, und empfahlen selbiges an Anne und Nick weiter, die sofort begeistert los marschierten und mit einigen vollen Tüten zurückkehrten. Ich machte mich nochmals zu Fuß für ein Stündchen auf den Weg. Verließ Parnell in Richtung Stadt, kehrte vorm verschlossenen Supermarkt um, ekelte mich durch die Fleischabteilung eines riesigen, geöffneten Asiamarkts, in dem es wirklich alles gab, und schaute mir in einem kleinen Greenstone-Lädchen auf dem Rückweg in Parnell noch einmal Jade-Ketten an. Die Besitzerin meinte, nachdem sie die Geschichte meines verschwundenen Greenstone-Anhängers für mystisch befunden hatte, dass man laut Maori-Tradition einen Stein gehen lassen sollte, der einem verloren gegangen war. Ein solcher Stein passte einfach nicht zu Einem, ein anderer aber ganz sicher. Hm, würde ich auch erzählen, wenn ich Schmuckverkäuferin wäre, aber vielleicht stimmte das ja auch. Ich sagte, ich würde mal darüber nachdenken und vielleicht bald wiederkommen. Hätte ja schon gern solch ein Andenken, wenn es denn nur bei mir bliebe. Zurück im Hostel tippte ich, machten wir irgendwann Abendbrot und als ich weiter tippend wieder vorm Laptop saß, kam irgendwann Anne an und lud mich auf ein Gläschen Wein ins Wohnzimmer ein, wo auch Wolfi schon längst saß. Wir stießen auf deren Autoverkauf an und unterhielten uns noch einmal lange, lachten dabei bis die Tränen liefen, dachten aber auch über viel nach. Anne und Nick waren schon irgendwie sehr cool drauf! Nette Menschen! Ein anderer Typ namens Matt nahm ebenfalls an unserer Runde teil. Na und wo kam der her? Melbourne! War gerade auf Geschäftsreise, hatte seinen Rückflug am selben Tag wie wir unseren Melbourne-Flug hatten und das sogar fast um die selbe Zeit! Er war sehr bemüht uns Tipps zu geben, bot uns schließlich an, uns herumzuführen und eine Unterkunft zu besorgen, wenn wir in Australien von unserer Van-Runde zurück nach Melbourne-City kämen. Klasse! Wir tauschten vorm Zubettgehen noch Mailadressen mit Matt als auch mit Anne und Nick aus, die uns jederzeit in London willkommen heißen würden.
Ostermontag:
Wieder schlecht geschlafen, draußen Regen. Haben uns trotzdem ein schönes Osterfrühstück auf einer überdachten Bank im Hostelhof gemacht, neben Matt und einer Hamburger Frau namens Anne, die schon seit eineinhalb Jahren in Indien in einer spirituellen Gemeinschaft (Google: Auroville) lebte, gerade am Ende ihrer Neuseelandreise war und uns glatt ihren Van für die kommenden Tage anbot. Wow! Hätte fast geklappt, hätten wir nicht schon unseren Mietvan angezahlt und wäre die Versicherung ihres Vans noch gültig. Aber nettes Angebot! Der Regen hielt an, wollte den ganzen Tag nicht aufhören. Das Hostel leerte sich und wir machten Bekanntschaft mit Kerstin, einer 30jährigen Krankenschwester aus Waren an der Müritz stammend. Sehr nett! Saßen da, tranken Tee, tranken wieder Tee und noch einen… Dann kamen wir mit Kerstin auf die Idee aus meinen restlichen Haferflocken Hafer-Cookies zu backen, mixten Zimt, Kakao und alles hinein, was wir in der Küche fanden. Auch Anne sowie Deniz (aus der Türkei stammend) waren in der Küche am Werkeln. Hatte was von gemütlicher WG-Atmosphäre! Während Deniz zum scheinbar ersten Mal in seinem Leben und ohne Rezept ein Brot mit Hefe und Backpulver zauberte, das sogar durchaus lecker schmeckte, kochte Anne eine vegetarische Currypfanne. Unsere Kekse nahmen auch langsam Gestalt an, schmeckten ganz annehmbar und nun lud uns Anne ein, an ihrem Essen teilzuhaben. Zu fünft setzten wir uns an einen reich gedeckten Tisch und nahmen zusammen in interessanter Runde unser Dinner mit nicht nur indischer Beinote ein. Haben bis eben mit Kerstin (und Besuch von “Harry”, einem durchaus merkwuerdigen Hostelbwohner) noch Romme und Mau Mau gespielt und über morgige Unternehmungen nachgedacht. So ruhig war dieses Hostel selten! Hatten es heute auch gar nicht verlassen… Regnete ja auch den ganzen Tag! Wir fühlten uns schon sehr zuhause heute hier, hatten wieder äußerst nette Leute kennen gelernt und mit ihnen angenehme Stunden verbracht!
Wir hoffen, dass ihr das Osterfest gut überstanden habt. Muss ja ganz dolle warm sein bei euch! Hier ist es temperaturmäßig ganz okay, spürbar wärmer als auf der Südinsel. Wär schön, wenn der Regen aufhört. Vielleicht braucht ihr ein wenig davon? Ganz viele Grüße und bis bald.
Hallo ihr zwei.Wünsche euch noch eine schöne Zeit.Der Regen ist heute bei uns angekommen.(War aber nicht genug)Hatten wunderbares Osterwetter.Wir sehen uns ja bald wieder.Genießt noch die schönen Tage,guten Flug.Bis bald Kati+Fam.